Dominik Peters, Spiegel Online, 17.9.2017
Mohammed
VI. will Marokko mit Mini-Reformen in die Zukunft führen. Doch sein
"Königsweg" wird infrage gestellt. M6 hat mit sozialen Unruhen,
islamistischen Politikern und Terroristen zu kämpfen.
Hafid Mohammed arbeitete bis vor wenigen Tagen in der spanischen
Exklave Melilla mit marokkanischen Jugendlichen. Der 39-jährige Spanier
hat selbst marokkanische Wurzeln und sollte seinen Schützlingen
eigentlich den richtigen Weg ins Leben weisen. Stattdessen baute er das
Jugendzentrum offenbar in ein Dschihadistenzentrum um.Mohammed soll Anführer einer sechsköpfigen Terrorzelle sein und wurde deshalb in der vergangenen Woche von spanischen Ermittlern verhaftet. Die fünf weiteren Mitglieder wurden in Marokko festgenommen. Sie haben "Anschläge großen Ausmaßes" geplant, teilte das spanische Innenministerium mit. Unter anderem hätten die Männer geübt, wie sie Menschen enthaupten könnten.
Wenige Wochen nach dem Anschlag in Barcelona waren die Behörden also dieses Mal schneller als die Terroristen, die eines einte: Sowohl die Mitglieder des Sextetts von Melilla als auch die der zwölfköpfigen Terrorzelle um den radikalen Imam Abdelbaki Es Satty stammten aus Marokko oder hatten marokkanische Wurzeln.
Marokko hat ein Imageproblem
Das Ansehen der nordafrikanischen Monarchie in Europa leidet
darunter. In Marokko selbst gab es seit 2011 keinen Terroranschlag mehr.
Und doch hat auch das alawitische Königreich mit den Radikalen zu
kämpfen.Rund 1600 Marokkaner sollen in den vergangenen Jahren das Land verlassen und sich der Terrormiliz "Islamischer Staat" angeschlossen haben. Sie waren damit eine der größten ausländischen Gruppen im sogenannten Kalifat, das in Syrien und Irak mehr und mehr bröckelt. Die Rückkehrer und potenziellen Gefährder versucht Mohammed VI. mit seinem Sicherheitsapparat in Schach zu halten. Er arbeitet dabei eng mit den europäischen Antiterrorbehörden zusammen.
In Europa kennt sich der Französisch, Spanisch und Englisch sprechende Vater von zwei Kindern bestens aus. Er wurde in Nizza zum Dr. jur. promoviert. Seit einigen Jahren forciert der 54-Jährige aber auch die Zusammenarbeit mit afrikanischen Staaten.
"Visionäre und kluge Strategie"
Im Januar trat Marokko wieder der Afrikanischen Union (AU) bei. Das
Land war 1984 ausgetreten, da eine Mehrheit der AU-Mitglieder die
Westsahara-Guerilla der Polisario-Front unterstützt hatte.
Die Westsahara ist eine ehemalige
spanische Kolonie, die Marokko 1975 annektiert hat. Die Polisario-Front
fordert einen Volksentscheid über die Selbstständigkeit der Region,
das Königshaus lehnt das ab.
Zum
anderen hat der König mit einer Rebellion der Berber in der Rif-Region
zu kämpfen. Die ethnische Gruppe demonstriert gegen ihre systematische
Benachteiligung durch die ferne Staatsmacht, gegen Polizeigewalt,
staatliche Willkür und hohe Jugendarbeitslosigkeit. Auf diesem Bild
sind Demonstranten in Rabat zu sehen, die mit ihrem Protest die
Aktivisten in der Rif-Region unterstützen.Foto AP
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